„BKS“ - EINE SPRACHE ODER DOCH DREI?
BKS
Die Frage mit der viele BKS-Sprecher*innen immer wieder konfrontiert werden ist, wie es eigentlich mit den Sprachen so ist, trennt man die „Jugo-Sprachen“ oder ist es eine Sprache? Anhand unserer Forschungsarbeit wollen wir dies genauer untersuchen. Wir interviewten drei Sprecher*innen zu jeweils einer der BKS-Sprachen, um ihre Stellung zur Verallgemeinerung der drei Einzelsprachen in einer gemeinsamen BKS-Sprache zu erforschen. Die Interviews ergaben folgendes. Im Allgemeinen fanden alle Interviewpartner*innen, dass es sich bei den BKS-Sprachen, um Dialekte handelt. Der Serbisch sprechende Interviewpartner war der Meinung, dass es sich um sprachliche Varianten handelt, ob es aber eine oder doch drei Sprachen sind, ist seiner Meinung nach unterschiedlich zu sehen und wurde nicht näher erläutert. Im Endeffekt sind es für ihn Dialekte, dennoch fühlt er sich nicht angesprochen, wenn jemand über BKS redet. Bei den beiden anderen Interviewpartnerinnen ist es eindeutig eine Sprache. Die Bosnisch sprechende Interviewpartnerin würde, obwohl sie den Begriff BKS bevorzugt, sich als Bosnisch-Sprecherin vorstellen. Der Grund war, dass sie es so gewohnt war. In Zukunft möchte sie das aber ändern und mehr auf „BKS" zurückgreifen. Sie meinte:
I: ja? also du fändest es nicht schlimm wenn jemand sagt du sprichst / also schlimm
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B: ÜBerhaupt nicht Überhaupt nicht ganz im gegenteil ich find sprache is etwas was ((ea)) entweder entzweien kann oder verbinden kann ((ea)) ahm mit der ganzen historie dieses landes find ich sehr sehr schön wenn man sagt man hat eine sprache • würde vielleicht ((ea)) einige probleme durchaus auch beheben
Der historische Hintergrund wurde auch bei der Interviewpartnerin aus Kroatien angesprochen. Sie war folgender Meinung:
M: ahm also für mich eigentlich eine sprache eindeutig! • ich versteh schon wiesos • natürlich ahm getrennt wurde • da gibts auch/ versteh ich auch wenns für jemand lieber getrennt ist ((ea))ahm weils thema halt schon natürlich auch schwierig ist mit der geschichte eben dazu • aber […]
Im Großen und Ganzen ist es für sie aber doch eine Sprache. Wenn sie darauf angesprochen wird, ob es sich um eine Sprache oder doch drei handelt, dann antwortet sie immer mit einer Sprache, und begründet dies wie folgt:
M: […] • aber ich/ wenn mich halt leute fragen „wie ist das denn bei euch mit den sprachen bla bla bla ist es jetzt getrennt oder ist es eine sprache?“ dann sag ich halt auch immer • das ist halt eine sprache weil hier in österreich/ wir haben halt sehr viele dialekte • jetzt hier in innsbruck zum beispiel wir haben auf der einen Seite vorarlberger die sind • ahm eben nachbarbundesland, dann haben wir deutsche von münchen viele, dann haben wir südtiroler die sprechen auch wieder komplett anders und, dann gibts noch irgendwelche aus irgendwelchen gletschern ((lacht)), die sprechen sowieso komplett anders und ahm • ich glaub zwischen diesen sprachen ist • genauso viel unterschied wie zwischen bosnisch, serbisch und • ahm kroatisch würd ich jetzt sagen • und schlussendlich heißt hier halt doch deutsch bei allem • und bei uns wirds halt getrennt ahm aber/
Obwohl sie und ihre Freunde den Begriff „Jugo“ verwenden, meinen sie damit schlussendlich BKS, für sie sind diese beiden Begriffe gleichgesetzt, daher fühlt sie sich auch angesprochen bei BKS und würde sich auch als BKS-Sprecherin bezeichnen, und zwar aus folgendem Grund:
I: hats einen bestimmten grund oder einfach weil du siehst das es/ oder hast du das gefühl das eine sprache ist/ du meintest ja es ist für dich/
M: für mich ist es eindeutig eine sprache • weil • ich sehe jetzt/ also ich find halt natürlich gibts nen dialekt • oder unterschiede auch vielleicht leichte unterschiede im satzbau wenn überhaupt • aber schlussendlich kann man sich ja auf diese sprachen problemlos verständigen • und ahm wie gesagt meine freundinnen die ahm auch ein serbischen hintergrund haben • sprechen ja auch mit mir diese sprache also wärs eine andere sprache dann würd ich sie ja auch nicht verstehen und von dem her hab ich für/ auch immer das gefühl gehabt das ist eine sprache und ja • also für mich wars eigentlich immer eine sprache.
Wir konnten an unseren Interviews erkennen, dass sich unsere Interviewpartner*innen sehr mit dem Thema beschäftigen und es ihnen sehr nahe geht. Die Fragen, mit denen sie immer wieder konfrontiert werden und wie sie zu dem Ganzen stehen, hinterlassen Spuren und noch weitere Fragen kommen auf. So hinterfragt zum Beispiel unsere Bosnisch sprechende Interviewpartnerin, warum sie jetzt Bosnisch als Sprache nennt und nicht BKS. Als „Jugo“ Sprecherin würde sie sich aber jetzt nicht bezeichnen, wie unsere kKroatisch sprechende Interviewpartnerin. Das Wort „Jugo“ verwendet sie zwar oft, sie findet auch das sie die Macht darüber hat, das Wort zu verwenden, aber nicht in Bezug auf ihrer Sprache, da sie es negativ assoziiert. Wie wir auch vermutet haben, ist die Stellung der BKS-Sprecher*innen der 2.Generation ganz anders begründet als die erste Generation zum Beispiel. Obwohl ihnen der historische Hintergrund nicht vergessen bliebe, wird die Verallgemeinerung dennoch befürwortet.
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